Wenn Worte fehlen, gibt UK eine Stimme!
Jasmine Hinni, UK-Verantwortliche bei der rodania erklärt, wie Unterstützte Kommunikation (UK) Menschen hilft, sich auszudrücken und am Leben teilzunehmen – auch ohne gesprochene Worte.
Jasmine, was genau bedeutet UK?
Unterstützte Kommunikation (UK) bezeichnet alle Massnahmen, Methoden und Hilfsmittel, die Menschen mit eingeschränkter oder fehlender Lautsprache helfen, sich mitzuteilen und zu verstehen. Das Ziel von UK ist, Kommunikation zu ermöglichen oder zu verbessern, damit Menschen selbstbestimmt am sozialen Leben teilnehmen können.
Für wen ist UK eigentlich sinnvoll?
UK – also Unterstützte Kommunikation, ist für alle Menschen sinnvoll, die sich mit Lautsprache nicht ausreichend verständigen können, um ihre Bedürfnisse, Gedanken oder Gefühle mitzuteilen oder andere zu verstehen.
Was hat dich dazu bewegt im Bereich UK zu arbeiten?
Mich hat schon immer fasziniert, wie Menschen, die nicht sprechen können, trotzdem Wege finden, sich mitzuteilen. Als ich in verschiedenen Institutionen gearbeitet habe, konnte ich miterleben, wie Hilfsmittel wie Gebärden, Symbolbilder oder elektronische Geräte, zum Beispiel Accent-Systeme oder iPads mit Sprachprogrammen die Menschen stärker und selbstständiger machen. Das hat mich inspiriert, mich beruflich im Bereich Unterstützte Kommunikation zu engagieren.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?
Ein typischer Arbeitstag bei mir ist sehr abwechslungsreich. Ich arbeite mit Menschen, die Unterstützte Kommunikation nutzen, unterstütze sie beim Anwenden von Hilfsmitteln wie Gebärden oder Sprach-Apps und passe die Kommunikation individuell an ihre Bedürfnisse an. Ausserdem berate ich Arbeitskolleg:innen und Klient:innen, erstelle Materialien, begleite Trainings und Abklärungen zu Hilfsmitteln und führe Schulungen durch –zum Beispiel in der rodania mit Active Communication. Kein Tag ist wie der andere, und genau das macht die Arbeit so spannend und erfüllend.
Welche Herausforderungen begegnen dir im Alltag am häufigsten?
Im Alltag ist es oft eine Herausforderung, dass viele Menschen nicht wissen, wie Unterstützte Kommunikation funktioniert. Manchmal fehlt auch die Zeit oder Geduld, um richtig darauf einzugehen. Ausserdem ist es nicht immer leicht, die passenden Hilfsmittel zu bekommen oder regelmässig zu nutzen. Wichtig ist mir, dass alle zusammenarbeiten, dann funktioniert die Kommunikation viel besser.
Welche Hilfsmittel findest du besonders hilfreich für Menschen, die UK nutzen?
Ich finde besonders Hilfsmittel hilfreich, die individuell an die Person angepasst sind. Viele profitieren von Symboltafeln oder Kommunikationsbüchern, weil sie einfach und flexibel einsetzbar sind. Für andere sind elektronische Hilfsmittel wie Talker oder Tablet-Apps mit Sprachausgabe besonders nützlich, da sie eine grössere Ausdrucksmöglichkeit bieten. Wichtig ist aber immer, dass das Hilfsmittel zur Person, ihren Fähigkeiten und ihrem Alltag passt – dann kann es die Kommunikation wirklich erleichtern und selbstständiger machen.
Kannst du ein Beispiel nennen, wo UK besonders positive Wirkung gezeigt hat?
Ein schönes Beispiel ist ein Kind, das fast gar nicht gesprochen hat. Mit einem Kommunikationsbuch und einfachen Gebärden konnte es nach einiger Zeit eigene Wünsche äussern, zum Beispiel, was es essen oder spielen wollte. Die Mitarbeitenden und Eltern bemerkten schnell, wie selbstständiger und zufriedener das Kind wurde, das zeigt sehr deutlich, wie UK-Teilnahme, Selbstvertrauen und Freude an Kommunikation fördern kann.
Auch im Erwachsenenbereich habe ich eine besonders berührende Erfahrung gemacht: Eine 36-jährige Frau, die aufgrund einer körperlichen Behinderung spastisch an einen Rollstuhl angewiesen ist, konnte bisher weder sprechen noch ihre Hände zur Kommunikation nutzen. Mit einem Hilfsmittel vor sich war sie jedoch in der Lage, über Augensteuerung ein Wort auszuwählen. Daraufhin wurde eine Abklärung durchgeführt, sie erhielt ein Accent-Gerät – und plötzlich konnte sie Spiele spielen und auf Fragen antworten. Dieses Erlebnis zeigt eindrucksvoll, dass auch bei Erwachsenen noch grosse Fortschritte in der Kommunikation möglich sind.
Welche Zukunftstrends in der UK findest du spannend?
Ich finde es besonders spannend, wie Technologie die Unterstützte Kommunikation in Zukunft noch leichter und persönlicher machen kann. Moderne Geräte und Apps lernen mit, erkennen die Bedürfnisse der Person und helfen, Gedanken schneller auszudrücken. Für mich bedeutet das mehr Selbstständigkeit, Teilhabe und Freude an Kommunikation und genau das macht UK so wertvoll.
Möchtest du sonst noch etwas unserer Leserschaft mitgeben?
Ja, sehr gern. Ich möchte allen mitgeben, dass Kommunikation ein Grundrecht ist – egal, wie jemand spricht. Unterstützte Kommunikation kann die Welt für Menschen öffnen, die sich sonst nicht mitteilen könnten. Mit Geduld, Offenheit und passenden Hilfsmitteln kann jeder lernen, verstanden zu werden und am Leben teilzuhaben.